Interview mit Dr. Martin Aigner
„Die Gefahr, dass man unter viel Information die wichtige Information versteckt, ist mit herkömmlichen Dokumentationstools groß. Das ist der Vorteil von PsyMeDoc – es besteht die berechtigte Hoffnung, dass man damit die wichtige Information einfach herausholen kann.“ (Prim. ao. Univ. Prof. Dr. Martin Aigner)
Madeleine Harbich bakk. phil. (Journalistin, Texterin) im Interview mit Prim. ao. Univ. Prof. Dr. Martin Aigner – Leiter der Erwachsenenpsychiatrie am Landesklinikum Tulln.
Harbich: Eine der Schlüsselfunktionen von PsyMeDoc ist, dass der einzelne Anwender zur medizinischen Wissensvermehrung beiträgt (in Form von Crossupdates realisiert). Welche Bedenken können Sie sich vorstellen, könnten auftauchen, wenn man darüber liest?
Aigner: Grundsätzlich halte ich das Crossupdate für eine sehr innovative Idee. Wichtig ist dabei aber, dass der Datenschutz gewährleistet ist und es sich nicht um persönliche Daten handelt, die upgedatet werden. Interessant wäre es, Diagnosefrequenzen für das persönliche Benchmarking zur Verfügung zu haben. Ich würde einen Vorteil darin sehen, wenn man sich was Diagnoseverteilung und Verschreibungspraxis betrifft, in Verhältnis zu anderen setzen könnte. Ein Reflektieren der eigenen Arbeit im Verhältnis zur Vergleichsgruppe wäre dadurch zum ersten Mal ermöglicht.
Harbich: PsyMeDoc unterstützt nicht nur die lineare Dokumentation. Der Anwender erhält auch erweiterte, assoziative und visuelle Dokumentationssysteme (wie z. B. visuelle Darstellung von Symptomverläufen, spezifische Dialogsysteme…). Welche Möglichkeiten sehen Sie in dieser Form der Dokumentationsstrukturierung?
Aigner: Sich Symptomverläufe grafisch anzusehen, ist eine zukunftsweisende Sache. Gerade bei PatientInnen, die man über längere Zeiträume betreut, kann man blickdiagnostisch in den Längsschnitten verzögerte Auslöser besser erkennen.
Harbich: Können Sie sich vorstellen, dass damit ein Arzt-Patientengespräch besser gestaltet werden kann?
Aigner: Die Möglichkeit, meinem Patienten auch bildhaft zeigen zu können, dass er immer in bestimmten Konstellationen Effekte hat, bringt einen „Aha-Effekt“ in der Therapie.
Harbich: Ihnen wurde PsyMeDoc bereits vorgestellt, was unterscheidet die Software von anderen die Sie kennen?
Aigner: Die grafische Darstellung, die Möglichkeit sich gut vergleichen zu können und dass man auf einem Bildschirm Information aus verschiedenen Bereichen verdichtet.