Interview mit Mag. Beate Hartinger-Klein

Treffsicher diagnostizieren – zielgerichtet therapieren – mehr Zeit für den Patienten.“
(Mag. Beate Hartinger-Klein)

Madeleine Harbich bakk. phil. (Journalistin, Texterin) im Interview mit  Mag. Beate Hartinger-Klein – ehemalige Generaldirektor-Stellvertreterin des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger

Harbich: Eine der Schlüsselfunktionen von PsyMeDoc ist, dass der einzelne Anwender zur medizinischen Wissensvermehrung beiträgt (in Form von Crossupdates realisiert). Was halten Sie von der Idee, dass neues Wissen gemeinsam entsteht, und das Kollektiv mit partizipieren kann?
Hartinger-Klein: Wissen steigert Qualität – Ein Arzt alleine müsste täglich Informationen, die gedruckt nicht weniger als 10kg Papier ergeben würden, einholen, um am neuesten medizinischen Stand zu sein. Das ist nicht zu schaffen. Die jeweils relevanten Informationen rechtzeitig am „Schirm“ zu haben, ist eine große Herausforderung. Das System der medizinischen Wissensvermehrung würde die Ärzte bei dieser Aufgabe erheblich unterstützen.

Harbich: Welche Bedenken gegen dieses System könnten sie sich vorstellen?
Hartinger-Klein: Die Frage ist natürlich immer, wer als Eigentümer der Daten fungiert. Wenn aus den Erfahrungen einzelner Patienten Daten gesammelt werden, kann die Angst entstehen, dass die Anonymisierung nicht hinreichend gewährleistet ist. Dies würde einer Manipulation von Individuen Vorschub leisten. Bei PsyMeDoc sehe ich diese Gefahr jedoch nicht, da die verwendete Anonymisierung keine Rückverfolgung auf den einzelnen Patienten ermöglicht.

Harbich: PsyMeDoc unterstützt nicht nur die lineare Dokumentation, der Anwender erhält auch erweiterte, assoziative und visuelle Dokumentationssysteme (wie z.B. visuelle Darstellungen von Symptomverläufen, spezifische Dialogsysteme …). Welche Möglichkeiten sehen Sie in dieser Form der Dokumentationsstrukturierung?
Hartinger-Klein: In den USA ist die Haftungsfrage für Ärzte größer als bei uns. Trotzdem wird auch hierzulande die forensische Absicherung immer wichtiger. Falls es jedoch notwendig werden sollte, kann das durch diese ärztliche Dokumentation abgedeckt werden. Im Hauptverband habe ich für mehr Dokumentation gekämpft. Die meisten Ärzte argumentieren gewöhnlich damit, dass durch mehr Dokumentation zu wenig Zeit für den Patienten bleibt. Mit PsyMeDoc ist nun jedoch beides möglich. Es minimiert den bürokratischen Aufwand und eröffnet die Möglichkeit, strukturiert und gezielt mit Patienten zu interagieren.

Harbich: Ihnen wurde PsyMeDoc bereits vorgestellt. Was unterscheidet diese Software von anderen ihnen bekannten?
Hartinger-Klein: Das selbstlernende, kybernetische Modell stellt einen großen Unterschied zu bestehenden Systemen dar. Die durch dieses System gewonnene Effizienz, kommt schlussendlich dem Patienten zugute.

Harbich: Sehen Sie einen Vorteil in dem Umstand, dass PsyMeDoc von einem Anwender entwickelt wurde?
Hartinger-Klein: Natürlich! Systeme, die von Menschen entwickelt werden, die mit diesen Systemen auch arbeiten und umgehen, sind naturgemäß auch anwenderfreundlicher.